Frank Schmitter kam 1957 in Krefeld zur Welt. In seinem Berufsleben war er Bibliothekar – im Juli dieses Jahres ging er in Pension. Seit 1999 wurde seine Lyrik und Prosa in Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht. Vier Kriminalromane sowie drei Lyrikbände und eine Novelle erschienen in der Lyrikedition 2000 im Münchner Allitera-Verlag und in der edition offenes feld, Dortmund.

Zu seiner Arbeit als Lyriker sagt er: „Lyrik kann ich nur schreiben, wenn etwas meine Haut aufritzt. Sie erfasst jenen Moment, bevor das Bewusstsein eine Kruste bildet. Gedichte sollten in meinen Augen deshalb einfach sein, die Form dem Inhalt dienen, nicht sich selbst.“        Red

Das haus meiner großmutter roch
nach kohle kartoffeln feuchten wänden
dem kot von mäusen rüben und zwiebeln
kohl und den lehmverkrusteten stiefeln und
der kratzigen baumwolljacke ihres mannes
der vergessen hatte aus dem krieg heimzukommen
sie roch nach kölnisch wasser wenn ich
klein wie eine erdnuss
neben ihr in der matratze versank
auf dem beistelltisch die flasche
klosterfrau melissengeist
beiboot ihrer letzten jahrzehnte
unantastbare holding aus dreizehn heilkräutern
im trägerstoff alkohol
der sanften umarmung des vergessens  

Sein vater war aus schweigen
muskeln und alkohol gebaut
die liebe ein stummes tier das
manchmal im dunkeln erwachte
und speichelfäden auf das kopfkissen hinterlegte
freund konnte sein wer die stempelkarte lochte
und beim frühschoppen die strichcodes
auf den bierdeckeln mitzählte
nach dem abitur hat er mit glatten sohlen
das haus verlassen ohne staub zu hinterlassen
er ist nicht ausgezogen
er hat die welt des vaters verraten
auch wenn der es ihm nie vorgeworfen hat
wenn er gelegentlich zurückkam
um mit seinem schweigen zu reden

Frank Schmitter