[LiSe 02/18] Namen locken

Vor 60 Jahren wurde die Bayerische Akademie der Schönen Künste gegründet

Von Katrina Behrend Lesch

Wenn sich an einem nasskalten Vorweihnachtstag gegen sechs Uhr vor dem Eingang der Residenz auf dem Max-Joseph-Platz eine Menschentraube bildet, dann ist Akademiezeit. Diesmal war es Heinrich Bölls 100. Geburtstag, der für Gedrängel an der Pforte sorgte. Da mag sein Name, der im Nachkriegsdeutschland zu den wichtigsten unter unseren Schriftstellern zählte, an Bedeutung verloren haben, wenn die Akademie ruft, ist der Andrang groß, und sicher trug neben Gert Heidenreich und Sven Hanuschek als Referenten auch Regisseur Volker Schlöndorff dazu bei. Seine Verfilmung der Böll’schen Erzählung „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ von 1975 führte seinerzeit einem großen Publikum eindringlich vor Augen, wie machtlos der Einzelne einer zur Massenhysterie angeheizten öffentlichen Meinung.ausgeliefert war. Geändert hat sich daran nichts, damals war es eine gewisse Boulevardpresse, heute wabern Verunglimpfung und Hetze durch die sozialen Medien. (mehr …)

[LiSe 01/18] Puppenspiel, Gauklerball und Weizenbock

München steht im Zeichen von Faust / Das Goethe-Drama animiert zu mehr als 500 Veranstaltungen

Von Ina Kuegler

Am Anfang waren es zwei, jetzt sind es über 120. So viele Veranstalter zählt das Faust-Festival München, das das kulturelle Leben der Landeshauptstadt in der ersten Jahreshälfte 2018 prägen wird und dem weltweit bekanntesten Werk der deutschen Literatur gewidmet ist. Offizieller Auftakt ist am 23. Februar – an diesem Tag eröffnet die Kunsthalle ihre Ausstellung „Du bist Faust – Goethes Drama in der Kunst“. Kunsthalle und Gasteig sind die Initiatoren des Festivals, das mehr als 500 Veranstaltungen präsentieren will. (mehr …)

[LiSe 12/17] Geschenke – ein literarisches Ratespiel

In zehn Werken der Weltliteratur erfüllen Geschenke ihren Zweck: so hintersinnig, wie es eben große Autoren und Autorinnen ersinnen können. Auch eine Anregung für den literarischen Gabentisch. Wir wünschen viel Vergnügen beim kleinen Ratespiel!

  1. Ein amerikanischer Autor aus Chicago, Nobelpreis 1976, entwirft, durchsetzt mit fiktiven Briefen an Eisenhower, Einstein, Spinoza die
    Lebenskrise eines Professors, der seine kapriziöse Ehefrau verliert und sein Kind mit Geschenken an sich binden will:

Als erfahrener Vater wartete er weise, bis sie den (Ford) Falcon erreichten und sagte erst dann: „Ich habe Geschenke für dich im Kofferraum!“ „O Papa, was hast du mitgebracht?“ … Und er überlegte, wie sie diese Welt der großen Werkzeuge, der physikalischen Prinzipien und der angewandten Wissenschaft einst erben würde.

  1. Österreicher wider Willen, der in seinem umfangreichsten Roman von Rom aus die engen Verhältnisse seiner Heimat sezieren lässt:

Die Mutter sagt zu einem solchen Mann, ich schenke dir einen Erben und nimmt ihm gleichzeitig und tatsächlich praktisch alles weg. Andererseits hat der neue Vater das Gefühl, die Schuldigkeit getan zu haben, auf die es ihm angekommen ist. Ist der Erbe da, interessiert ihn die Frau gar nicht mehr. (mehr …)

[LiSe 12/17] Geschenke – ein literarisches Ratespiel (Auflösung)

Geschenke – ein literarisches Ratespiel

Auflösung

  1. Saul Bellow – „Herzog“
  2. Thomas Bernhard – „Auslöschung“
  3. Günter Grass – „Die Blechtrommel“
  4. James Joyce – „Ulysses“
  5. Milan Kundera – „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“
  6. Thomas Mann – „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“
  7. Frank McCourt – „Die Asche meiner Mutter“
  8. Erich Maria Remarque – „Im Westen nichts Neues“
  9. Francoise Sagan – „Bonjour Tristesse“
  10. Claude Levi Strauss – „Traurige Tropen“

[LiSe 11/17] November trägt den Trauerflor

Auf der Suche nach Gräbern von Münchner Dichtern

Von Antonie Magen

Herbst, November, das Jahr neigt sich dem Ende zu, alles deutet auf Winter. Schon immer war dieser Monat ein beliebtes lyrisches Thema, das Raum gibt für Melancholie und Schwermut, für Innehalten, Rückschau, Andenken. November – das ist der Monat, der mit einem Tag beginnt, an dem der Toten gedacht wird, der Abwesenden, die nur noch in der Erinnerung leben, die längst so irreal geworden ist, dass sie mehr einem Traum gleicht als der Wirklichkeit. So empfand es zumindest Paul Heyse, der im Gedicht „Allerseelen“ schrieb: „Ach, hörst du nicht sausen/Den Herbstwind im Baum?/Ach, ging nicht die Liebe/Dahin wie ein Traum?//Vom Hügel, darunter/Sie schlummert schon lang,/Klingt leise das Liedchen,/Das einst sie dir sang“. Heute ruht Heyse selbst im Grab – auf dem Waldfriedhof, auf dem es nicht an Bäumen fehlt, in denen der Herbstwind sein vergängliches Lied singt. Mit einem einfachen Hügel allerdings ist es nicht getan. Heyses Grabmal ist so monumental, wie es sich für einen Nobelpreisträger gehört, und als antikisierende Ruine gestaltet. (mehr …)

[LiSe 10/17] Das Blaue vom Himmel

Das „Literaturportal Bayern“ will neue Leserkreise erobern / Gründung vor fünf Jahren

Von Antonie Magen

Literaturportal Bayern“ – der Name scheint schon alles zu sagen, und in der Tat werden unter der Adresse www.literaturportal-bayern.de/ seit fünf Jahren Informationen zur bayerischen Literatur virtuell vereinigt. Inhaltlich und technisch betreut wird das Portal von der Bayerischen Staatsbibliothek, unterstützt vom Bayerischen Staats-
ministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst. Diese nüchterne Definition greift aber deutlich zu kurz. Denn das „Literaturportal Bayern“ ist weit mehr als nur ein Internetauftritt. Sein fünfter Geburtstag gibt Anlass zu fragen: Was ist es noch? Was war es? Was ist es geworden? (mehr …)