by LiSe | 27. Okt. 2021 | Blog, Titelgeschichte
In der Ausstellung „Das Wagnis der Öffentlichkeit – Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert“ setzt das Literaturhaus seine Beschäftigung mit dem Demokratiebegriff fort.
Von Katrina Behrend Lesch
Ich will verstehen“ – das war Hannah Arendt existenziell wichtig. Gewissheit über etwas zu erlangen bestimmte ihr Denken. Dieses unerbittliche Streben zieht sich auch durch das Interview, das Günter Gaus 1964 mit ihr im ZDF führte und in dem alle die Themen angesprochen wurden, die für Arendt eine Rolle spielten. Es ist auf YouTube zu sehen und wurde bisher über eine Million mal angeklickt. Als Hör- und Sehdokument setzt es einen wichtigen Akzent in dieser Ausstellung, die vom Deutschen Historischen Museum in Berlin übernommen wurde und jetzt im Literaturhaus München zu sehen ist. Mit ihrem Untertitel „Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert“ wird auf zwei zentrale Begriffe angespielt, die Arendt für die Beschreibung dieses Jahrhunderts maßgeblich geprägt hat: „Totale Herrschaft“ und „Banalität des Bösen“. Mithin wurde Hannah Arendt, ihrer eigenen Aussage folgend, von Kuratorin Monika Boll nicht als Philosophin, sondern als politische Denkerin und Intellektuelle in den Mittelpunkt der Ausstellung gestellt, und diese wirkt vor allem durch das, was man sehen und betrachten kann. (mehr …)
by LiSe | 28. Sep. 2021 | Blog, Titelgeschichte
Von Stefanie Bürgers
Wer ein Buch liest, hat es zweifellos immer mit so etwas wie Literatur zu tun. Verlässt man die Bindung von Literatur ans Medium Buch, wird es spannend.
Literatur „jenseits aller Gattungsgrenzen“ präsentiert die Monacensia bei ihrem dreitägigen Festival „atelier monaco“. Das Angebot ist vielfältig, die Liste der Münchner Lyriker*, Schriftsteller*, Theatertexter*, Musiker* und Künstler*innen ist lang. Hier ein paar Kostproben. (mehr …)
by LiSe | 14. Sep. 2021 | Blog, Titelgeschichte
Von Michael Berwanger
Rimantas Kmita, Rasa Aškinytė, Jurga Ivanauskaitė? Nie gehört? Dabei sind das drei wichtige Autor*innen der Literaturszene Litauens. Ist es nicht seltsam, dass Schreibende aus dem Osten – selbst 30 Jahre nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs – bei uns immer noch fast unbekannt sind, während uns die Literaten aus Frankreich, Italien oder gar Amerika beinahe selbstverständlich präsent sind? Dabei hat Litauen seit seiner Unabhängigkeit wieder eine vitale Literaturszene. (mehr …)
by LiSe | 1. Juli 2021 | Blog, Titelgeschichte
Die Literatur als Seismograf kommender politischer Unruhen – Jürgen Wertheimer und sein „Projekt Cassandra“
Von Michael Berwanger
In den letzten Monaten konnte man erleben, welchen Stellenwert die Kultur auf den politischen Entscheidungsebenen hat: Theater werden in einem Atemzug genannt mit Spaßbädern und Bordellen. Die Literatur wird nicht viel besser bedacht. Lesen gilt landläufig als Zeitvertreib für den Sommerurlaub am Strand oder für lange Abende auf der Couch bei Kaminfeuer. Selbst innerhalb des Literaturbetriebs kämen nur wenige auf die Idee, Romane als Fingerzeig auf zukünftige politische Veränderungen zu sehen – ja sogar als Instrument für Vorhersagen, die sich wissenschaftlich verwerten ließen. (mehr …)
by LiSe | 31. Mai 2021 | Blog, Titelgeschichte
Zur Frage: Wer darf welche*n Autor*in übersetzen?
Von Ursula Sautmann
Als Amanda Gorman bei der Inauguration des neuen amerikanischen Präsidenten Joe Biden ihr Gedicht „The Hill We Climb“ vortrug, hat sie sich an die Welt gewandt. Nicht überall wird der Text verstanden, er muss übersetzt werden. Es braucht also Übersetzer*innen, um dem Text Geltung zu verschaffen. Meist entscheiden die Verlage in Absprache mit dem*r Autor*in über die Auftragsvergabe, sagt Tanja Handels, die seit 2003 literarische Texte aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt, u.a. von Zadie Smith und Bernardine Evaristo. Übersetzer*innen bewerben sich oder werden empfohlen. Für das Gedicht von Amanda Gorman hatte ein niederländischer Verlag Marieke Lucas Rijneveld den Auftrag erteilt. Rijneveld ist eine junge weiße, non-binäre Lyrikerin. Sie gab den Auftrag zurück, als kritisiert wurde, dass keine Schwarze Übersetzerin gewählt wurde. „Ist es nicht mindestens eine verpasste Chance…?“, fragte die Journalistin Janice Deul in einer niederländischen Tageszeitung. (mehr …)
by LiSe | 29. Apr. 2021 | Blog, Titelgeschichte
Literatur als Anstoß – am Beispiel der Fotojournalistin und Autorin Julia Leeb
Von Michael Berwanger
Eine Woge der Nabelschau scheint die deutschsprachige Literatur erfasst zu haben. Zumindest bekommt man diesen Eindruck, wenn man sich die Vielzahl der Coming-of-Age-Geschichten vergegenwärtigt. Spätestens seit Matthias Brandts „Blackbird“ reißt die Flut der Selbstbespiegelungen aus bundesrepublikanischer Kinder- und Jugendzeit nicht mehr ab. Von Frank Gosen bis Alexander Gorkow, von Gerhard Köpf bis Peter Probst – seitenweise Literatur über Belanglosigkeiten, die mit wohlklingenden Worten von langweiliger, westdeutscher Saturiertheit erzählt. Dabei sind diese Romane – natürlich – oft recht hübsch geschrieben. (mehr …)