Von Marie Türcke

Bernhard Hecklers Sätze sind irgendwie 3D. Wulstige, filigrane, fleischige oder runde Wortschlangen, die mehr als nur das beschreiben, was der Autor seinen Lesern zeigen möchte. Wie ein Bildhauer meißelt er eine Geschichte aus dem Zeitungspapier, dem Tablet, dem Buch.

Man möchte denken „Was für ein Talent.“ Und Talent mag es auch sein – unter anderem. Aber vor allem ist es Fleiß, Ausdauer, ein „Schaffenszwang“ – und eine Beobachtungsgabe, die einen sehnsüchtig hoffen lässt, dass er immer weiter schaut und schreibt.

Heckler ist am Westpark großgeworden, Münchner der dritten Generation, und da kann man schon ein bisschen stolz drauf sein! Nach dem Käthe-Kollwitz-Gymnasium studiert er Politik und VWL in Regensburg mit einem Auslandsaufenthalt in Istanbul. Dann folgt ein Master in Politikwissenschaften in Wien, ein Besuch an der Deutschen Journalistenschule und Praktika in Redaktionen. Auf die Frage, warum er schreibe, lacht er. „Sehr viel anderes kann ich nicht.“ Seit 2019 ist er als freiberuflicher Journalist, Schriftsteller und Drehbuchautor tätig. Sein erster Roman „Das Liebesleben der Pinguine“ erschien 2021 bei Tropen.

Gleichzeitig schreibt er für Die Zeit, das Zeit Magazin, die SZ. Im Fokus: Die, die sich vielleicht nicht so elaboriert ausdrücken können, die sich mühen, aber niemanden haben, der für sie die Stimme erhebt. Ein Phänomen, das ihn immer wieder anzieht: die sich immer weiter auflösenden Geschlechterrollen – und die binären Old-School-Typen, die den Absprung nicht schaffen, und die rührenden, lächerlich erscheinenden, aber von Herzen kommenden Versuche, es richtig zu machen.

Und was Heckler zudem so faszinierend macht, ist ein grundehrlicher Pragmatismus: Irgendwann im Gespräch fällt der Begriff des „Betriebs“, in den man einsteigen muss, wenn man schreiben möchte. Betrieb, das ist die Welt der Literatur, der Verlage und all das. Er empfiehlt James Woods „Die Kunst des Erzählens“ und Robert McKees „Story: Die Prinzipien des Drehbuchschreibens“ für jede*n, der*die auch schreiben möchte. Und networken. Zu Tagen der Offenen Tür in Verlagen gehen. Fortbildungskurse besuchen. Schreiben studieren. Und vor allem: Spaß dabei haben. Früher hätte er erst überlegt, was andere interessiert. Heute schreibt er, was ihn interessiert. „Ich bin Autor!“ heißt, sich selbst ernst zu nehmen, aber Autor*in kann man werden. Und Heckler kann einen für so ziemlich alles interessieren, was es in seine Texte schafft. Gerade arbeitet er an seinem zweiten Roman und parallel dazu an dem dazugehörigen Drehbuch. Filmleute aufgepasst, hier kommt (wer) was Spannendes!

In unserer Serie „Jung und schreibend“, in der wir junge Münchner Autor*innen vorstellen, porträtierten wir bisher Lisa Jeschke, Leander Steinkopf, Daniel Bayerstorfer, Katharina Adler, Benedikt Feiten, Caitlin van der Maas, Samuel Fischer-Glaser, Vladimir Kholodkov, Annika Domainko, Jan Geiger, Ines  Frieda Försterling, Rebecca Faber, Natascha Berglehner, Tristan Marquardt, Martin Kordić und Moritz Hürtgen.