Der Eisele Verlag aus der Lilienstraße

Von Marie Türcke

In Dezember 2021 hatte ich die Freude hier das Buch „Statt einsam gemeinsam“ von Christiane Hastrich und Barbara Lueg vorzustellen, welches im selben Jahr im Eisele Verlag erschien. Seitdem folge ich dem stets höchst interessanten und vielfältigen Programm des Eisele Verlags. Daher freue ich mich – in unserer noch eher jungen Reihe unabhängiger Münchner Verlage – den Verlag und die Frau dahinter vorstellen zu können: Julia Eisele.

Erst 2016 gegründet ist der Eisele Verlag mit einem Team von nur drei Mitarbeiter*innen bereits zu einem Symbol für anspruchsvolle Unterhaltung geworden. Eisele beschreibt den Verlag als einen Ort, an dem Kreativität und Qualität über allem stehen. „Wir machen nichts, was die Autorinnen und Autoren nicht wollen“, betont sie. Diese Hingabe spiegelt sich in jedem Aspekt ihrer Arbeit wider, von der Auswahl der Bücher bis hin zur Gestaltung.

Eiseles Reise in die Welt der Bücher begann schon früh. Mit einer Ausbildung zur Verlagskauffrau und einem anschließenden Germanistikstudium legte sie den Grundstein für eine Berufslaufbahn mit Büchern. Nach Jahren bei großen Verlagen, wo sie ihr Handwerk verfeinerte, Erfahrungen und Kontakte sammelte, entschied sie sich für den Schritt in die Selbstständigkeit. Eigentlich, erinnert sie sich, habe eine Freundin versucht, sie zu überzeugen, Agentin zu werden – der „normalere“ Schritt nach langer Tätigkeit in großen Verlagen. Als sie darauf entgegnete, sie wolle Bücher machen, meinte ihre Freundin, „dann gründe einen Verlag!“, – ein Vorschlag, den Eisele erstmal weglachte. Dennoch blieb der Gedanke bei ihr hängen und sie machte – gemeinsam mit Peter Biendarra – die Idee zur Realität.

Inzwischen steht ihr Verlag für Belletristik, die emotional, intelligent und inspirierend ist und sich geschickt zwischen hoher Literatur und reiner Unterhaltung bewegt.

Dass das erfolgreich sein kann, beweisen viele Auszeichnungen, darunter der Deutsche Verlagspreis 2020 und 2021 sowie Bestseller wie beispielsweise von Elke Heidenreich und Madeline Miller.

Natürlich gelingen einem nicht immer nur Erfolge. Aber gerade die Unbeständigkeit des Verlagswesens gefällt Eisele. Sie beschreibt es als ein Spiel, bei dem man stets neue Karten hat und sich am Rand des Spielfelds bewegt. Der Eisele Verlag ist gerade in seinem 15. Programm, und jedes Mal muss man schauen, wie die Karten liegen. Zu Anfang war es schwerer, deutsch-sprachige Autor*innen für den Verlag zu gewinnen, doch mittlerweile hat sich der Eisele Verlag einen Namen bei den deutschen Autor*innen gemacht.

Für Eisele steht Qualität über Quantität. Obwohl die Versuchung groß ist, strebt sie nicht danach, ihren Verlag zu vergrößern oder mehr Bücher zu veröffentlichen. Sie bevorzugt eine Boutique-Atmosphäre, in der sie sich ganz auf die Bedürfnisse ihrer Autor*innen konzentrieren kann. Diese Hingabe zeichnet den Eisele Verlag aus und macht ihn zu einem einzigartigen und geschätzten Akteur in der Literaturszene.

Eisele schaut optimistisch in die Zukunft. Trotz des gesellschaftlichen Wandels ist sie zuversichtlich, dass Menschen weiterhin lesen werden. Deutlich schwieriger sei es geworden, für ein gutes Buch Aufmerksamkeit zu erlangen. Sie müsse gezielt und bewusst Interesse generieren – über Influencer zum Beispiel.

Eisele merkt man im Gespräch an, dass Wandel, Flexibilität und Offenheit ihren Verlag prägen. So wünsche sie sich – sowohl für die Autor*innen, als auch für alle drumherum –, dass noch mehr Leute mit dem Eisele Verlag gute Qualität verbänden, und die Bücher deshalb in ihrem Verlag kauften. Denn von einem erfolgreichen Buch profitierten ja viele: Autor*innen, Gestaltende, Druckereien, Agent*innen, der Verlag und natürlich die Leser*innen.

Mehr Informationen unter: eisele-verlag.de

Bisher erschienen in der Reihe „Unabhängige Verlage“:  Hagebutte Verlag, Stroux edition, Schillo Verlag