Es gibt Länder und Städte, da macht in den öffentlichen Verkehrsmitteln ein Piktogramm darauf aufmerksam, dass Manspreading unerwünscht ist.Manspreading beschreibt ein Verhalten, nämlich das von Männern, sich sehr breitbeinig hinzusetzen, den Blick freizugeben auf ihren wunderbaren Schritt. Vielleicht ist das bequem, vielleicht ein Ergebnis von Erziehung, vielleicht der Hinweis auf fehlendes Selbstbewusstsein. Keine Ahnung. Ist ein prima Thema für den Küchentisch, an dem dann jeder so genüsslich wie unterhaltsam sein Wissen zu Social-, Behavioral- oder Gender-Studies auspacken darf. Fakt ist, dass so ein breitbeinig dasitzender Mann mehr Platz einnimmt als nötig, Platz, der vielleicht anderen fehlt.
Ich wünsche mir ein Piktogramm, das Geschwafel und heiße Luft untersagt, und das dann über jedes Podium und für alle Teilnehmenden gut sichtbar aufgehängt wird. Manramblings (das Wort habe ich gerade erfunden, das Wort „ramblings“ gibt es, es ist Englisch und heißt u. a. so etwas wie Geschwafel). Manramblings beschreibt ein Verhalten, nämlich das von alten weißen Männern, ausladend prosaisch und gerne in nicht zu Ende ausformulierten Sätzen auszuholen, bis sie dann endlich zu ihrer Aussage kommen (vorausgesetzt, sie haben sie bis dahin nicht vergessen). Dazwischen hoffen sie auf Lacher oder sonst etwas. Manramblings gilt als rhetorische Figur, ist aber keine. Manramblings soll kauzig bis genial rüberkommen, ist es aber nicht. Zum Manramblings können auch gewichtige Pausen gehören, die Wunderwas versprechen und nichts halten, können wiederholte Räusperer gehören und eine lümmelnde Körperhaltung, müssen es aber nicht. Fakt ist, dass so ein schwafelnder Mann mehr Zeit nimmt als nötig. Dass er Zeit stiehlt, meine und die all der anderen auch. Oder sagen wir mal so: Wer im klassischen Ballett mit auffallender Geste Schwung holt, muss mindestens fünffach drehen. Dann ist alles verziehen, dann wird gejubelt und geklatscht. Und jetzt stelle ich mir gerade so einen alten weißen Mann Pirouetten drehend vor und auf einmal find ich ihn eigentlich ganz süß.
Dika