[LiSe 03/23] „… oder meinten den Regen, der fällt auf dunkles Erdreich im Frühjahr.“*

Zwiesprache mit Rilke und Präsentation des neuen „Der Ewige Brunnen“ im Lyrik Kabinett

Von Michael Berwanger

Was soll Lyrik heute noch, mag die eine oder der andere denken, jene versgewordene Sprachform, metrisch gebannt oder frei mäandernd mit Wortkaskaden, die bis zur Undurchdringlichkeit ihren Sinn so verbergen, dass ein Verständnis nur mit Hilfe von Sekundärliteratur möglich scheint. Sprache in komprimierter Steifheit, bei der viele Menschen an langweilige Teekränzchen aus dem Biedermeier denken. (mehr …)

[LiSe 02/23] „Frauen, Ihr verdankt ihr alles!“

„Simone de Beauvoir & Das andere Geschlecht“, eine Ausstellung im Literaturhaus München

Von Katrin Diehl

Was jedenfalls keine vergessen sollte, ist, noch einmal einen Blick zurückzutun. Wenn die Besucherin also den Raum in seiner gesamten Länge durchschritten hat, wenn sie dort vor der Wand mit der durch ein paar feine Längen- und Breitengrade angedeuteten Weltkarte steht, dann kann sie sich erst einmal ein bisschen wundern. Da sind ein paar Erstveröffentlichungen der Übersetzungen von Simone de Beauvoirs feministischem Meilensteinwerk „Le deuxième sexe“, das 1949 in Paris erschienen ist, angebracht. (mehr …)

[LiSe 01/23] Ich will so einen Schlüsselanhänger

Der bemerkenswert unabhängige wie prägende und originelle Blumenbar Verlag übergibt sein Archiv der Monacensia

Von Katrin Diehl

Wenn etwas im Archiv landet, hat es erst einmal die Sphäre der Gegenwart verlassen. Eine Sache, ein versachlichtes Leben gilt dann – Deckel zu – zumindest formal als abgeschlossen. Es steht zur Registrierung bereit, zur Erfassung, zur wissenschaftlichen Verwertung mit anschließendem Urteil. Für die, die das Material zum Ablegen geliefert haben, die also jetzt ein wenig erschrocken und plötzlich mit leeren Händen dastehen, hat dieser neue Zustand etwas Komisches. Eventuell schmerzt er auch ein bisschen. Wenn da nicht das rettende Feeling wäre, einstmals etwas bewirkt, vorangebracht, mitgemischt zu haben, ein Gefühl, das weder zu archivieren noch tot zu kriegen ist. Es lebe also der „Blumenbar Verlag“! (mehr …)

[LiSe 12/22] Wie schön ist es, zu schauen und zu lernen

Die Internationale Jugendbibliothek zeigt Kinder- und Jugendsachbücher aus fünf Jahrhunderten

Von Katrin Diehl

Abgesehen davon, dass sich das als schöner Weihnachtsausflug für die ganze Familie denken lässt – hinauszufahren zur Internationalen Jugendbibliothek (IJB) im Schloss Blutenburg –, bietet sich das noch einmal mehr an, wenn man sich in den dortigen Westflügel begibt, wo einen die Ausstellung „Ich weiß etwas, was du nicht weißt! – Weltwissen in Kinder- und Jugendsachbüchern aus fünf Jahrhunderten“ erwartet. Sie hat viel Erbauliches, viel Schönes, einiges Erstaunliches, Nachdenkenswertes, aber auch Lustiges, wie das so ist, wenn man sich in die Bilderbuchwelt unserer Vorvorväter und -mütter begibt. (mehr …)

[LiSe 11/22] 2022: Das Jahr des „Endlich wieder!“

Zum Literaturfest München

Von Marie Türcke

Es ist nicht nur das erste Mal seit Beginn der Pandemie, dass diese beliebte Veranstaltung wieder in Präsenz und wie zuvor stattfinden kann, es sind auch – nach wie vor – herausfordernde Zeiten für Europa und die Welt. Doch das 13. Literaturfest München, unter der Leitung von Tanja Graf, findet nicht nur trotz alle dem statt, nein es will ein Zeichen setzen, dass Literatur auch gerade jetzt ein Leitstern sein kann, und ein Hoffnungsschimmer. (mehr …)

[LiSe 10/22] Spanien ruft … und die Frankfurter Buchmesse sowieso

Von Katrin Diehl

Oktober ist gleich Buchmesse, ist Frankfurt mit einem Gastland, das sich zeigen darf, und das in diesem Jahr Spanien heißt. Wir haben „spanische Münchner*innen“ gesucht, Menschen, die in der Spanischen Literatur zuhause sind, weil sie mit ihr arbeiten, weil sie auf diese oder jene Art in ihr Heimat finden und weil sie die Kompetenz besitzen, Empfehlungen auszusprechen.

María José Perdices, Begoña Colmenero, Ainhoa Bacaicoa, Mitarbeiterinnen des „Instituto Cervantes München“, sind ganz und gar für die Nutzer*innen des spanische Kulturinstituts da. Alles andere steht hintenan. Deshalb ließen sie ihre Bibliotheksbesucher*innen entscheiden und wählten als Empfehlung in großer Begeisterung ein Buch, das in der dortigen Bibliothek ein Dauerbrenner ist und das sie ebenfalls selbst sehr schätzen. Es ist: „Papyrus. Die Geschichte der Welt in Büchern“ von der spanischen Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Irene Vallejo: (mehr …)