Von Katrina Behrend Lesch

Der Held des Romans, mit dem Sinclair Lewis Weltruhm und 1930 als erster Amerikaner den Nobelpreis für Literatur errang, ist gänzlich unheldisch. George F. Babbitt, sechsundvierzig, Häusermakler, verheiratet, zwei Kinder, tappt durch sein Leben, ohne es richtig zu leben, und als er einmal wagt, gegen den Strom zu schwimmen, bekommt er schmerzlich die Macht der Mehrheit zu spüren. Der Inbegriff des Allerweltstypen, bestehend aus Klischees und Phrasen, Stoff für eine Satire, doch dem Autor ist viel mehr gelungen. Durch die satirische Tünche, mit der er seinen Helden anstreicht, schimmert etwas zutiefst Menschliches. Zweifel an dem, was man ist, Angst davor, sich so zu zeigen, Reue darüber, scheinbar Gesichertes aufgegeben zu haben. Sinclair Lewis veröffentlichte seinen Roman 1922. Manesse präsentiert eine Neuübersetzung in einer Zeit, die uns den Amerikaner der middle class, mit dem wir seit der Trump-Wahl mehr und mehr fremdeln, ein wenig begreiflicher macht.

Sinclair Lewis
Babbitt
Aus dem Amerikanischen von Bernhard Robben
Roman, 284 Seiten
Manesse, München 2017
28 Euro